Hindernisbefeuerung in Deutschland - Umfassender Leitfaden

Was ist eine Hindernisbefeuerung?

In Deutschland werden als Hindernisbefeuerung ortsfeste Leuchten zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen bezeichnet, die dazu dienen, Luftfahrthindernisse für Piloten sichtbar zu machen und damit Kollisionen zu verhindern.
Eine Hindernisbefeuerung ist ein System aus Leuchten (Hindernisfeuer und Gefahrenfeuer), einer Überwachung und einer Notstromversorgung. Die Hindernisfeuer werden in regelmäßigen Abständen auf dem Hindernis angebracht und können dauerhaft Leuchten (Hindernisfeuer) oder blinken (Gefahrenfeuer). Bei Nacht leuchten die Feuer rot, Tagsüber können weiß blitzende Gefahrenfeuer oder farbige Markierungen zum Einsatz kommen.
Hindernisfeuer und Gefahrenfeuer müssen für den Einsatz Zertifiziert sein.

Was ist ein Hindernisfeuer?

Hindernisfeuer und das Hindernisfeuer ES sind dauerhaft rot leuchtende Rundstrahl- oder Teilfeuer gemäß Anhang 1 der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen (im folgenden AVV). In dieser AVV werden Hindernisfeuer und Hindernisfeuer ES gleichgestellt und allgemein als Hindernisfeuer bezeichnet.
International werden Hindernisfeuer als "Low Intensity Obstacle Light Type A" nach ICAO Annex 14 bezeichnet. Hindernisfeuer dienen ausschließlich der Nachtkennzeichnung.

Technische Spezifikationen:
Hindernisfeuer und sind rote Rundstrahl-Festfeuer oder Teilfeuer mit einer Lichtstärke von mindestens 10 Cd im vertikalen Strahlbereich von -2° bis + 10°.
Das Hindernisfeuer ES hat darüber hinaus eine Obergrenze der Intensität von max. 25 Cd im vertikalen Strahlbereich und 3 Cd in den Randbereichen.

Was ist ein Gefahrenfeuer?

Gefahrenfeuer sind weiß oder rot blinkende Rundstrahlfeuer und unterscheiden sich grundlegend von Hindernisfeuern:

  • Gefahrenfeuer werden zur Kennzeichnung von besonders hohen Objekten (ab 150 Meter) oder bei besonderer Gefahrenlage eingesetzt.
  • Für die Nachtkennzeichnung ist das Gefahrenfeuer ein rotes blinkendes Rundstrahlfeuer mit einer Lichtstärke von 2.000 Cd
  • Für die Tagkennzeichnung ist das Gefahrenfeuer ein weiß blinkendes Rundstrahlfeuer mit einer Lichtstärke von 20.000 Cd
  • Gefahrenfeuer haben einen sehr schmalen Abstahlwinkel von ca. 3° Horizontal und müssen präzise ausgerichtet werden.

Was ist ein Beispiel für ein Luftfahrthindernis?

Ein Luftfahrthindernis ist ein Objekt, das durch seine Höhe ein Hindernis für den Luftverkehr darstellt. Hindernisse können neben Bauwerken auch Freileitungen, Fahrzeuge, Beleuchtungsanlagen und Zäune sein, sofern sie sich am Flugplatz selber oder im näheren Flugplatzumfeld befinden. Weitere Beispiele Hochhäuser, Schornsteine, Fernmeldetürme, sowie Kräne, Mobilkräne und Windenergieanlagen.

Weitere konkrete Beispiele:

  • Windenergieanlagen: Windenergieanlagen werden in Deutschland generell nach den Richtlinien für allgemeine Luftfahrthindernisse behandelt, müssen also ab einer Gesamthöhe von 100 m gekennzeichnet werden
  • Fernsehtürme: Beispielsweise verfügt der Berliner Fernsehturm zur Flugsicherheit über mehrere Befeuerungsebenen: Entlang des Schaftes sind Hindernisfeuer auf 91, 136, 181 Metern, sowie am Antennenträger auf 267, 303 und 329 Metern angebracht. Diese leuchten dauerhaft rot.

Wann haben Gebäude rote Blinklichter und wann dauerhaft leuchtende Lichter?

Die Entscheidung zwischen blinkenden und dauerleuchtenden Lichtern hängt von der Art und Höhe des Hindernisses ab:

Dauerhaft leuchtende rote Lichter (Hindernisfeuer):

  • Hindernisfeuer und Hindernisfeuer (ES) sind dauerhaft rot leuchtende Rundstrahl- oder Teilfeuer
  • Werden bei den meisten Standard-Luftfahrthindernissen verwendet

Rote Blinklichter (Gefahrenfeuer):

  • Gefahrenfeuer sind nur bei besonders beeinträchtigter Hindernisfreiheit anzubringen, bei Bauwerken über 100 m Höhe über Grund oder Wasser jedoch stets, wenn eine Befeuerung des höchsten Punktes aus technischen Gründen nicht erfolgen kann und der unbefeuerte Teil das Gefahrenfeuer um mehr als 15 m überragt.

Kombination beider Systeme:

  • Oberhalb der Turmkugel auf 230 Metern sowie an der Spitze des Antennenträgers befinden sich zusätzliche, blinkende Gefahrenfeuer, die einen Drei-Sekunden-Zyklus aufweisen. Die Blinklichter werden automatisch bei Tageslicht auf weiße und bei Dunkelheit auf rote Lichtfarbe umgeschaltet.

Welche Lichtfarben werden für die Hindernisbeleuchtung verwendet?

Die Lichtfarbe für Hindernisfeuer, Hindernisfeuer ES und Gefahrenfeuer ist rot gemäß ICAO Anhang 14 Band 1 Anhang 1 Bild 1.1 Farben für Luftfahrtbodenfeuer.

Rotes Licht:

  • Standard für Nachtkennzeichnung
  • Die rote Farbe wird wegen ihrer guten Sichtbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen gewählt.

Weißes Licht:

  • In manchen Fällen wird eine Kombination aus verschiedenen Arten von Hindernisbeleuchtungen verwendet, um eine optimale Sichtbarkeit zu gewährleisten. So kann ein Bauwerk beispielsweise mit einem weißen Licht hoher Intensität für die Sichtbarkeit bei Tag und einem roten Licht mittlerer Intensität für die Sichtbarkeit bei Nacht ausgestattet sein.

Infrarot:

  • Infrarotfeuer gemäß Nummer 3.6 können von der zuständigen Landesluftfahrtbehörde abhängig von der Hindernissituation ergänzend zur Nachtkennzeichnung gefordert werden
  • Aus Gründen der Zuverlässigkeit werden nahezu ausschließlich LED-Leuchtmittel genutzt, die aber oftmals aufgrund fehlender Infrarot-Anteile von Nachtsichtgeräten nicht erkannt werden. Einzelne Länder fordern den Einsatz zusätzlicher Infrarotbefeuerung

Warum blinken an hohen Gebäuden Lichter?

Das Blinken der Lichter dient mehreren wichtigen Zwecken:

  1. Aufmerksamkeit: Blinkende Lichter sind auffälliger als Dauerlicht und ziehen die Aufmerksamkeit der Piloten besser auf sich
  2. Unterscheidung: Gefahrenfeuer sind rot blinkende Rundstrahlfeuer - sie signalisieren eine besondere Gefährdung
  3. Internationale Standards: Per International Civil Aviation Organization (ICAO) obstacle light requirements, all structures exceeding 45 meters above ground level (AGL) must be appropriately marked with aviation warning lights

Warum leuchtet auf dem Turm ein rotes Licht?

Rote Lichter auf Türmen haben mehrere wichtige Funktionen:

  1. Sicherheitsstandard: Luftfahrthindernisse in Flugplatznähe wurden mit Warnanstrichen und roten Lampen als Hindernis-Befeuerungen (OBSL = Obstruction Lights) versehen.
  2. Optimale Sichtbarkeit: Rote FAA-Hindernisfeuer sind eine Art von Hindernisfeuer für die Luftfahrt, das ein rotes Dauer- oder Blinklicht gemäß den Normen der Federal Aviation Administration (FAA) ausstrahlt. Sie werden in erster Linie zur Markierung hoher Strukturen verwendet, um Piloten vor möglichen Gefahren zu warnen. Die rote Farbe wird wegen ihrer guten Sichtbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen gewählt.

Welchen Abstand müssen Flugzeuge von Luftfahrthindernissen einhalten?

Die Abstände zwischen Flugzeugen sind klar geregelt, aber spezifische Abstände zu Hindernissen werden durch verschiedene Faktoren bestimmt:

Mindestflughöhe über Hindernissen:

  • über besiedelten Gebiet und Ansammlung von Personen eine Flughöhe von 1.000 ft über dem höchsten Hindernis mit 2.000 ft horizontalem Abstand
  • über anderen Gebieten eine Flughöhe von 500 ft über Grund. Über Wasser und dünn besiedeltem Gebiet auch niedriger, aber keine Annäherung an Personen, Fahrzeuge oder Bauwerke unter 500 ft.

Flugzeug-zu-Flugzeug Abstände:

  • Der Mindestabstand beträgt nach BDL-Angaben in der Nähe von Flughäfen 3 Nautische Meilen (NM), das sind 5,56 Kilometer (km). Im Landeanflug dürfen es nur 2,5 NM (4,63 Kilometer) sein. Und in der Luft sind es 5 NM (9,26 Kilometer)
  • Der Höhenabstand zu einem anderen Flugzeug muss bei 1000 Fuß liegen, also mindestens 304,8 Meter betragen.

Welche drei Arten von Hindernissen gibt es?

Nach der deutschen Verwaltungsvorschrift und ICAO-Standards lassen sich Hindernisse in verschiedene Kategorien einteilen:

1. Nach Intensität der Befeuerung:

  • Type A High Intensity Flashing White + Type B Medium Intensity Flashing Red
  • Low Intensity Obstacle Light, Type A (10 cd rot, permanent leuchtend) als Nachtbefeuerung

2. Nach Bauart/Funktion:

  • Feste Hindernisse: Beispiele sind Freileitungen und Hochhäuser vor allem in Flugplatznähe sowie Fernmeldetürme, hohe Schornsteine, Kräne und Windenergieanlagen.
  • Zeitweilige Hindernisse: Zeitweilige Hindernisse sind einfarbig weiß, gelb, rot oder orange oder im Wechsel rot-weiß oder orange-weiß mit einer Bandbreite von nicht weniger als einem Meter zu markieren.
  • Seilförmige Hindernisse: Hindernisfeuer für die Kennzeichnung von seilförmigen Hindernissen sind technisch nicht spezifiziert, können jedoch zur Anwendung kommen.

3. Nach Höhe (deutsche Regelung):

  • Außerhalb der Bauschutzbereiche (§ 12 und § 17 LuftVG) sind in Deutschland Bauwerke mit einer Höhe von mehr als 100 m über Grund, bzw. in dicht besiedelten Gebieten und Städten mehr als 150 m zu markieren.

Was passiert wenn eine Hindernisbefeuerung ausfällt?

Der Ausfall einer Hindernisbefeuerung löst einen geregelten Meldeprozess aus:

Sofortige Maßnahmen:

  • Bei Ausfall des Feuers muss eine entsprechende Meldung an den Betreiber erfolgen. Störungen der Feuer, die nicht sofort behoben werden können, sind der zuständigen NOTAM-Zentrale unverzüglich bekannt zu geben.

Behebungsfristen:

  • Der Ausfall der Kennzeichnung ist so schnell wie möglich zu beheben. Sobald die Störung behoben ist, ist die NOTAM-Zentrale unverzüglich davon in Kenntnis zu setzen. Ist eine Behebung nach Ablauf von zwei Wochen nicht möglich, so ist erneut die NOTAM-Zentrale sowie die zuständige Landesluftfahrtbehörde zu informieren.

Sicherheitssysteme:

  • Bei einem Defekt im Radarsystem wird die Nachtbefeuerung zurück auf Dauerbetrieb geschaltet.
  • Ein Ersatzstromversorgungskonzept muss vorgelegt werden, das für den Fall einer Störung der primären elektrischen Spannungsversorgung eine Versorgungsdauer von mindestens 16 Stunden gewährleistet.

Wie kann ich sehen welche Hindernisbefeuerungen ausgefallen sind?

Es gibt mehrere Systeme zur Überwachung und Information über ausgefallene Hindernisbefeuerungen:

Automatische Überwachungssysteme:

  • Die Überwachung kann auch ferngesteuert erfolgen, um eventuelle Störungen oder Ausfälle schnell zu erkennen und zu beheben.
  • Der störungsfreie Betrieb von Hindernisbefeuerungsanlagen muss gemäß den geltenden Vorschriften gewährleistet sein, daher sind Steuer- und Überwachungssysteme unverzichtbar.

GSM-Überwachung:

  • Diese kosteneffektive Überwachungslösung gibt dem Benutzer die Möglichkeit, den Betriebsstatus jedes Feuers mit GSM-Modul zu überwachen und zu steuern. Das System kann konfiguriert werden, bei bestimmen vordefinierten Ereignissen (Alarm-)SMS an vordefinierte Mobilfunknummern zu senden.

NOTAM-System:

  • Störungen der Feuer, die nicht sofort behoben werden können, sind der zuständigen NOTAM-Zentrale unverzüglich bekannt zu geben. NOTAMs (Notice to Airmen) informieren Piloten über ausgefallene Befeuerung.

Überwachungspflichten:

  • Hochleistungs-Hindernisfeuer sollten durchgehend mittels eines automatischen Kontrollsystems überwacht oder einmal alle 24 Stunden visuell geprüft werden.
  • Alle verwendeten 5-Seemeilen-Feuer müssen mit einer automatischen Überwachung zur Erkennung eines Ausfalls ausgestattet sein.

Quellen

  • Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen vom 24. April 2020 (BAnz AT 30.04.2020 B4)
  • ICAO Annex 14 - Aerodromes, Volume I - Aerodrome Design and Operations
  • Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL)
  • Wikipedia-Artikel zu Luftfahrthindernissen und Befeuerung
  • Herstellerinformationen verschiedener Anbieter von Hindernisbefeuerungssystemen


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